Sind Sie neidisch?
Hatte die Freundin das dickere Weihnachtsgeschenk? Kinder sagen es ganz offen, sie vergleichen jeden Tag. Wer darf länger aufbleiben, wer darf was im
Fernsehen gucken, wer macht welchen Urlaub? Aber natürlich sind auch Erwachsene nicht frei von diesem Gefühl. Hat der Nachbar ein teureres Auto, hat die Frau dort die bessere Figur? Neid ist ein uraltes Gefühl.
Man neidet einem anderen den Erfolg, das Geld, das Charisma – also Besitz ebenso wie berufliches Fortkommen oder Charaktereigenschaften. Um damit richtig umzugehen, muss man die Wurzeln des Gefühls kennen. Neid oder Missgunst hängen meist mit eigenem Mangel oder eigener Unzufriedenheit zusammen. Das kann eine materielle Unzufriedenheit sein, aber auch eine ideelle. Die Ursache liegt nicht beim anderen, sondern bei einem selbst. Kinder müssen ihre Stellung in einer Gruppe erst noch finden, deshalb ist der Vergleich für sie jeden Tag so wichtig. Erwachsene suchen auch die richtige Stellung in ihrer Gruppe, sei es in der Familie oder im Beruf.
Sie können Neid als eine positive Triebfeder nutzen: Statt unzufrieden oder zornig zu sein, können sie Neid als Anreiz sehen, etwas ähnliches zu erreichen. Nicht nur materiell: Auch positive Eigenschaften anderer kann man sich zum Vorbild nehmen. Wenn Sie versuchen, sich weiterzuentwickeln und an Ihren Zielen zu arbeiten, kann Neid durchaus produktiv sein. Es ist jedoch wichtig, nicht von Neid zerfressen zu sein. Wer dieses Gefühl nicht konstruktiv in den Griff bekommt, kann sich professionelle Unterstützung holen, sonst schaden Sie sich selbst am meisten. Bleiben Sie gelassen und hinter fragen Sie Ihr Gefühl. Wenn Sie Ihre Stolper- steine besser kennen und sie „bearbeiten“, können Sie glücklicher und zufriedener durchs Leben gehen.
Erschienen in der Westdeutschen Zeitung am: 04.01.2014
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KOLUMNE: COACHING
VON ERIKA THIEME SYSTEMTHERAPEUTIN UND COACH