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Nein sagen

Besinnlich soll er sein, der Advent. Auch wer nicht gläubig ist, möchte in dieser Zeit zur Ruhe kommen. Möchte das Jahr ausklingen lassen, sich in der kalten Jahreszeit am Kamin oder am Glühwein wärmen, Freunde oder Familie treffen. Doch dann werden die Wochen vor Weihnachten doch wieder vollgepackt mit Terminen. Alles mögliche soll noch erledigt werden, im Beruf ebenso wie Zuhause. Dazu kommen die klassischen Verpflichtungen: Weihnachtsfeier am Arbeitsplatz und im Verein, Glühweintrinken oder Gänseessen mit Freunden, Geschenke kaufen, dekorieren, Menüs planen und so fort. Allem will man gerecht werden, niemandem mit einer Absage auf die Füße treten.

Das kann gelingen, aber erholsam ist es nicht. Wer den Advent genießen will, muss aus der Terminhast heraustreten. Besinnlichkeit stellt sich nur ohne Zeitdruck ein. Wer nur einen Termin hat statt drei an einem Adventssamstag, kann sich viel eher auf das Wesentliche konzentrieren. Einladungen abzulehnen fällt jedoch vielen schwer. Man könnte als egoistisch gelten, als Sonderling, man könnte andere enttäuschen oder etwas verpassen. Dabei ist das Nein-Sagen ein wichtiger Schutz vor Überlastung. Allerdings wird uns das Nein-Sagen schon von klein auf schwer gemacht. Jedes Kind lernt, dass eine Anpassung eher die elterliche Zuneigung sichert als Widerstand. Daraus entstehen Wertvorstellungen, die das spätere Leben prägen. Doch die Ausbildung des eigenen Willens ist ganz entscheidend für die Persönlichkeit – in der Trotzphase genauso wie in der Pubertät. Deshalb sollten Eltern ein kindliches „Nein“ nicht stets abbügeln, sondern auch nach den Gründen fragen. Der Trost: Nein-Sagen ist auch später lernbar. Ein Coach kann Sie unterstützen, die richtigen Prioritäten zu setzen, die Gründe für bisheriges Ja-Sagen zu analysieren, konstruktiv nein zu sagen und Gelassenheit auch in der Körpersprache auszustrahlen.

Erschienen in der Westdeutschen Zeitung am: 13. Dezember 2013

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