Lernblockade
Der Satz ist als Postkarte oder Magnet ein Hit: „Ich bin nur zur Dekoration im Mathe-Unterricht.“ Mathematik ist für viele Schüler, oft vor allem Mädchen, ein regelrechtes Symbol für ungeliebte Schulfächer. Das kann für eine Familie zu Belastungen führen. Schlimmer noch, wenn Schulfrust oder Lern-Unwilligkeit sich nicht auf ein bestimmtes Fach beschränken, sondern ein Kind sich insgesamt sehr quält mit Unterricht und Hausaufgaben. Viele Eltern sorgen sich, wenn Leistungen abfallen. Viele fürchten schnell um die Zukunftschancen ihrer Kinder.
Dabei muss nicht immer Sturheit hinter einer Verweigerung stecken. Kinder, die keine Ratschläge annehmen wollen, die nicht gerne Hausaufgaben machen, nicht erzählen, was sie überhaupt auf haben oder die nicht üben wollen, können ganz andere Probleme haben. Es kann sich um Lernblockaden handeln. Dahinter können verschiedene Mechanismen stecken. Zum Beispiel eine Versagensangst, ein mangelndes Selbstvertrauen oder auch unvorteilhafte Glaubenssätze, die teilweise über Generationen transportiert werden. Eltern beeinflussen Kinder oft unbewusst, manchmal schaden auch fatalistische Aussagen von Lehrern. „Ein Nobelpreisträger wird der nie“ ist so ein Satz, oder die Aussage „Ich konnte auch schon kein Mathe.“ Kinder glauben das schnell, und es verführt auch dazu, sich nicht anstrengen zu müssen. Nachhilfe allein hilft dann nicht. Für eine Hilfe, die an der Ursache ansetzt, muss nicht nur das Kind betrachtet werden, sondern die ganze Familie. Ein Coach würde immer auch die Eltern ins Boot holen. Denn ein Kind allein kann das System nicht durchbrechen. Ziel eines Coachings ist es stets, Lernblockaden aufzulösen, wieder Spaß an der Schule zu vermitteln und Platz für Freizeit zu schaffen. Übrigens: Mathematikbegabung hängt nicht vom Geschlecht ab, sondern von der persönlichen Einstellung. Das haben Wissenschaftler bewiesen.
Erschienen in der Westdeutschen Zeitung am: 19. März 2014