Familienmediation
Was darf das Kind im Fernsehen schauen? Wie lange darf es vor dem Computer sitzen? Wie viele Süßigkeiten darf es essen? Darüber sind teilweise nicht nur Elternpaare uneins. Manchmal geht der Streit über Generationen hinweg, wenn die Schwiegereltern da ganz anderer Meinung sind. Ein Elternteil des betreffenden Kindes ist dann gezwungen, sich auf die Seite des Ehepartners oder auf die Seite der eigenen Eltern zu stellen. Ein klassischer Familienkonflikt, der sich auch an anderen Fragen entzünden kann, an Besuchszeiten, Arbeitsteilung, Immobilien oder der Wertung von Feierlichkeiten. Oft ist die Kommunikation schiefgelaufen und festgefahren, Emotionen stehen einer Einigung im Weg. In solchen Fällen kann eine Familienmediation eine Lösung sein. Das ist keine Therapie, sondern eine Art Vermittlung, eine Streitschlichtung in Ehe- und Familiensachen. Ziel ist es, einvernehmliche Lösungen zu finden ohne Verlierer. Eine Mediation ist freiwillig. Beteiligte können so mit Hilfe einer neutralen Person Konflikte lösen und Entscheidungen entwickeln – und zwar selbstverantwortlich und selbstbestimmt. Das ist auch bei Scheidungen möglich.
Entscheidend ist die Rolle des Mediators, des neutralen Dritten. Er tritt vermittelnd zwischen die Konfliktparteien, übersetzt die Sichtweisen und Argumente des einen Betroffenen für den anderen. Ein Mediator sollte auch auf eine gerechte Aufteilung der Äußerungen achten – wer wie lange spricht und wer wie viel von sich preisgibt. Voraussetzung für ein Gelingen ist die positive Bereitschaft der Betroffenen, sich an einen Tisch zu setzen und Fairness walten zu lassen. So können Modelle und Absprachen entwickelt und am Ende verbindlich beschlossen werden, mit einem richtigen Vertrag, den alle Parteien unterschreiben. Die Vereinbarung kann auf Wunsch auch notariell beurkundet werden. Die Dauer einer Mediation ist fall-abhängig, abgerechnet wird meist nach Stundensätzen. Den Honorarsatz sollte man vor Beginn klären.
Erschienen in der Westdeutschen Zeitung am: 13. November 2013