Das Wünschen lernen
Vieles, was wir uns wünschen, hat nichts mit Geld zu tun. Wir wünschen uns Selbstbewusstsein, Ausstrahlung, Erfolg bei einer Bewerbung, vielleicht eine andere Figur. Das kann man nicht kaufen, aber erlernen. Der Schlüssel dafür sind positive Glaubenssätze. Jeder Mensch kann sich ein wenig neu programmieren. Das Ziel wird formuliert und visualisiert, und dann regelmäßig ausgesprochen. Eine gute Zeit dafür ist die Phase vor dem Einschlafen und vor dem Aufstehen. Das ist kein Hokuspokus, sondern hat einen wissenschaftlichen Hintergrund.
Die Psychotherapie macht sich Erkenntnisse aus der Biologie zunutze. Die Epigenetik hat vor wenigen Jahren die Vorstellung vom menschlichen Genom grundlegend verändert. Heute weiß man, dass nicht allein die gut 25.000 definierten Gene den Menschen ausmachen, und dass Gene an- und ausgeschaltet sein können. Psychische Erlebnisse können Gene neu regulieren. Diese epigenetische Modifikation kann Ängste oder Posttraumatische Belastungsstörungen begünstigen – oder vielleicht auch verhindern. Was sich im Kopf verändert, kann also Auswirkungen auf die Gene haben. Im Positiven bedeutet das: Negative Glaubenssätze oder Programmierungen aus der Kindheit lassen sich verändern. Statt stets gefangen zu sein in dem Glauben, man schaffe es sowieso nicht (die Bewerbung, das Abnehmen), motiviert man sich zu positiven Sätzen. Das verändert dann die eigene Körpersprache und damit die Ausstrahlung und somit auch die Reaktion des Umfeldes. Ein altes chinesisches Sprichwort drückt es so aus: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.“
Erschienen in der Westdeutschen Zeitung im Dezember 2013