Um eine Ausrede ist kaum jemand verlegen. Nähert sich der Sporttermin am Abend? Da drückt man sich schon mal mit dem Hinweis, man habe noch Muskelkater vom letzten Mal. Oder der Elternabend ist dran – „oh“, sagt man, „ich habe noch Wäsche in der Maschine“. Genauso leicht kommen vielen Menschen Ausreden über die Lippen, wenn etwas nicht funktioniert hat, wenn sie ein Ziel vor sich her schieben oder wenn sie einen Fehler gemacht haben. Man redet sich mit so vielem heraus: Keine Zeit für Sport, keine Zeit, das Buch zu lesen oder die Freundin anzurufen. Ebenso ist es mit beruflichen Dingen. Manche möchten sich eigentlich gerne verändern, nehmen aber nicht die dafür nötige Bewerbung in Angriff. Manche träumen vielleicht von einer Auszeit oder einem Auslandsaufenthalt, setzen es aber nicht um. Doch nur wenige geben dann offen zu, dass sie zu träge oder zu ängstlich waren. Viele schieben eine Ausrede vor, zitieren Umstände und Situationen, die belegen sollen, warum es nicht ging. Doch das ist nicht zielführend. Denn auf diese Weise rechtfertigen Menschen in der Regel ihre Antriebslosigkeit oder ihr Versagen. Und belügen sich selbst. Denn Ausreden verhindern eine ehrliche Analyse, aus welchen Gründen etwas eigentlich nicht geklappt hat. Wer sich dieser Analyse stellt, hat die bessere Entscheidung getroffen. Weil damit neue Fragen und Antworten möglich sind: Warum hat etwas nicht geklappt? Was muss ich ändern, damit das Vorhaben beim nächsten Mal funktioniert? Welche Vor- und Nachteile hat eine Verhaltensänderung? Wer spürt, dass einem die Umsetzung wirklich gut tun würde, sollte das Ziel kontinuierlich vor Augen haben und daran arbeiten, es zu erreichen. Dulden Sie keine Ausreden mehr für eigene Unzulänglichkeiten. Konzentrieren Sie sich nicht auf das Erfinden von Ausreden, sondern auf die Dinge, die wirklich tun wollen.
Erschienen in der Westdeutschen Zeitung am: 5. November 2014
Wir müssen es jeden Tag. Als Chef, als Mutter, als Richter oder als Freundin. Stets müssen Entscheidungen getroffen werden. Manchmal wird einem bewusst, wie schwer das sein kann. Denn wir wollen eine gute Entscheidung treffen. Was richtig und was falsch ist, hängt stets vom Einzelfall und der Situation ab. Aber es gibt einige Regeln, die jedem weiterhelfen können. Hier eine kleine Werkzeugkiste für das Abwägen, das manchmal Tage dauert, manchmal aber auch innerhalb von Sekunden erledigt sein muss. Regel Nummer eins: Wägen Sie die Vorteile und die Nachteile ab. Ob Sie den Kindern erlauben, sich vor den Fernseher zu setzen, sich selbst erlauben, eine Tafel Schokolade zu essen oder ob Sie am Arbeitsplatz ein Projekt annehmen oder ablehnen – stets sollten Sie überlegen, welche Folgen die Entscheidung hat und ob der Nutzen diese rechtfertigt. Regel Nummer zwei: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Manchmal ist es nur eine ganz leise Ahnung, ein flüchtiges Gefühl: Vorsicht, hier stimmt etwas nicht. Oder im positiven Fall ist es vielleicht ein Drang, genau dies oder jenes zu tun. Lassen Sie das Unterbewusste sprechen. Regel Nummer drei: Bedenken Sie, ob Sie sich mit der Entscheidung nur kurzfristig gut fühlen. Ein Klassiker ist die stressbedingte Heißhungerattacke. Regel Nummer vier: Verlieren Sie längerfristige Ziele nicht aus den Augen. Wer eine Diät macht, motiviert sich sehr effektiv über das gute Gefühl abgenommen zu haben. Regel Nummer fünf: Spielen Sie innerlich eine Entscheidung durch. Dann spüren Sie, ob es der richtige Weg ist.
Entscheidungen aus Angst vor Fehlern aufzuschieben, ist grundsätzlich nicht hilfreich und kostet zu viel Energie. Gegen solch eine Blockade hilft eine zeitlich festgelegte, klare Zieldefinition. Richtig oder falsch gibt es dabei nicht unbedingt, da jede Entscheidung ihre eigenen Konsequenzen hat.
Erschienen in der Westdeutschen Zeitung im November 2014
Viele Menschen möchten andere beeinflussen oder verändern. In der Regel geschieht das nicht in böser Absicht. Vielmehr steht häufig die Überzeugung dahinter, dass man den Partner, die Kinder oder die Arbeitskollegin in eine Richtung bringen möchte, die einem selbst positiv erscheint. Tatsächlich aber ist das ein ganz heikler Punkt in zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn es schwingt unterschwellig der Vorwurf mit, der oder die Andere sei fehlerhaft, verbesserungswürdig. Doch sind wir das nicht selbst auch? Wer den Blick so kritisch auf andere Menschen richtet, sollte auch auf sich selbst schauen. Warum komme ich mit manchen Angewohnheiten nicht klar? Warum stören mich Marotten des Partners, die ich am Anfang der Beziehung interessant, sexy oder liebenswert fand? Stellen Sie sich die Frage, warum Sie Andere verändern wollen. Welche Gefühle löst das Verhalten des Kollegen oder Partners in mir aus? Womit genau komme ich nicht zurecht? Die eigene Frau oder den Ehemann ändern zu wollen, hat schon so manche Partnerschaft zerstört. Halten Sie sich stattdessen lieber einmal den Spiegel vor: Welche meiner eigenen Eigenschaften könnten den anderen stören? Was könnte ich ändern, um dem Partner eine Freude zu machen? Diese Fragen zu bearbeiten, hilft alle Beteiligten. Denn Beziehungen bestehen immer aus einem Nehmen und einem Geben.
Erschienen in der Westdeutschen Zeitung im November 2014